Es ist ein trüber, grauer Februartag in Hamburg. Der Wind peitscht mir Schneeregen ins Gesicht, während ich durch der Oberhafen vorbei an alten Bahnschuppen stampfe. Mein Ziel ist eine dieser alten Hallen – aber nicht irgendeine, sondern Die Halle. Hier soll heute das stattfinden, was groß als Parkour-Workshop angekündigt wurde. „Parkour – das sind doch diese coolen Typen, die mit Leichtigkeit die Hindernisse der Stadt überwinden, über Mauern springen und Rückwärtssalti über Betonblöcke schlagen. Muss ich ausprobieren!“, dachte ich mir damals, als die Idee kam, für die Schulkinder einen solchen Workshop anzubieten. Und „Dafür werden sich wohl noch ein paar Ältere begeistern können“. Tja – nö! Irgendwie nicht… Nun stehe ich, Twentysomething, also zwischen lauter Kids, die im Durchschnitt halb so alt sind wie ich, in zwei Reihe vor einem Riesenluftkissen, über das wir gleich hüpfen sollen und fühle mich ein bisschen in die Zeit des Schulsports respektive Kinderturnens zurückversetzt.

 

Und dann geht es los: vorwärts, rückwärts, seitwärts, auf allen vieren sollen wir über das Kissen springen, angeleitet von zwei jungen Trainern, die so ungefähr meinen Bild von den oben erwähnten coolen Typen entsprechen, wenn sie sich zu Demonstrationszwecken elegant über die Blöcke schwingen. Bei uns sieht das nicht ganz so elegant aus. Aber Hey: Alle kommen rauf, rüber und sind mit Feuereifer dabei. Bald verlassen wir die weiche, gut gepolsterte Übungszone und gehen an die „echten“ Klötze. Auch hier wieder: Kinderturnfeeling, der gute alte Turnkasten. Nur, dass er jetzt cooler überwunden werden soll. Immer wieder, immer wieder anders und langsam steigen die Anforderungen. So sollen wir schon bald einen Parcours mit mehreren Elementen überwinden, anschließend auf einer schmalen Kante in schwindelerregender Höhe balancieren und von dort aus runterspringen.

Mittlerweile bin ich voll drin und komme mir gar nicht mehr sooo komisch vor. Und auch meine anfänglichen Skrupel, ob das zu „kindisch“ wird, sind weg. Zwischendurch blicke ich nach oben auf die Lounge, wo die Eltern warten, Kaffee trinken und reden. Elternsein muss doch ein bisschen langweilig sein, denke ich mir. Nur daneben sitzen und zugucken, ohne selbst mitzumachen zu dürfen… Da leiste ich mir heute mal den Spaß, einfach unbefangen mitzutoben. Unterdessen geht es weiter: An Metallstangen entlanghangeln, eine Holzwand „hochlaufen“ (oder in meinen Fall: versuchen, sich irgendwie da hochhangeln) und – für viele Kids das Highlight – der Sprung in das Foampit, eine Art „Pool“ mit dicken Schaumstoffkissen, in denen man erstmal bis zum Hals versinkt und denen man dann irgendwie wieder rauskommen muss. Hier zeigt sich, wer letzten Sommer fleißig im Freibad Turmspringen geübt hat.

Zum Abschluss wurde mein persönliches Klischee bestätigt: Die Wand hochlaufen und mit einen Rückwärtssalto runterspringen. Klingt verrückt. Noch verrückter, dass es alle geschafft haben, mit tatkräftiger Unterstützung der Trainer, die uns quasi in der Luft umgedreht und dabei gut festgehalten haben. Nach einem abschließenden „Hat es euch Spaß gemacht?“, was von allem mit  einem Ja, Nicken und Daumen hoch bestätigt wurde, endete der offizielle Workshop. Die meisten Kinder stärkten sich jedoch nur schnell mit ein paar Keksen oder Eis, bevor es wieder in die Halle ging, wo fleißig weitergetobt wurde. Mittlerweile war es voll geworden und so gab es reichlich Gelegenheit, den Profis zuzugucken. Bei denen sah das schon echt cool aus…

Am Tag danach habe ich Muskelkater- überall. Ich fühl mich ein bisschen wie eine alte Frau und stöhne, wenn ich nur ne Wasserflasche hochheben will. Wetten, den Kids geht das nicht so?!

– Laura von der Jugendgruppe im BdS e.V.

Fotos: I.Helke

Kategorien: Archiv 2018

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